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Ross Antony: "In England kannst Du froh sein, wenn der Klodeckel noch da ist!"

Das Sendeformat "Popstars" machte ihn berühmt. Als Teil der Senkrechtstarter "Bro’Sis" wurde Ross Antony (35) ein Star und lernte die zahlreichen Facetten des Showbiz kennen. Irgendwann war es vorbei, aber "wir haben aufgehört als es am schönsten war", wie Ross uns in einem Interview verrät. hannoverguide.de sprach nicht nur über den Erfolg der Band, sondern über einen Wirbelwind Ross als Musiker, Jurymitglied, Musicaldarsteller und Buchautor sowie über einen Horrorfilmfreak Ross, der uns ehrlich sagt, was er an Deutschland liebt.

Ross, danke, dass Du Zeit für ein Interview finden konntest. Bekannt geworden bist Du durch Bro’Sis. Du warst fünf Jahre lang ein Teil, was war der Grund Eures Erfolges?

Das ist eine schwierige Frage gleich am Anfang (lacht). Bro’Sis war in meinen Augen eine außergewöhnliche Band, geprägt durch die Internationalität der Bandmitglieder, bekannt geworden über das Fernsehen. Wir sind zu echten Stars geworden, aber – und das halte ich für wichtig – wir haben uns immer um unsere Fans gekümmert, nicht nur die Band, sondern auch alle im Hintergrund haben super zusammengearbeitet. Wie soll ich sagen, Bro’sis war einfach herrlich!

Wenn Ihr doch so erfolgreich wart, warum war es dann irgendwann vorbei?

Wir saßen Ende 2005 alle in einer Limousine in Celle, wo wir einen Auftritt hatten. Wir waren erfolgreich, hatten alles erreicht und waren uns einig, dass wir all das nicht mehr toppen konnten. Wir wollten Freunde bleiben, im Guten auseinandergehen. Unser Management und unsere Presseabteilung waren klasse, es stimmte einfach alles. Sicherlich haben wir auch über ein Comeback nachgedacht, aber letztlich haben wir aufgehört, als es am schönsten war.

Habt Ihr heute noch Kontakt zueinander?

Oh ja, ob Shaham, Hila, Faiz oder Giovanni, wir sind regelmäßig in Kontakt, telefonieren oder sehen uns. Ganz besonders Giovanni ist für mich wie ein Bruder. Obwohl er jünger ist als ich, hat er mich doch sehr unterstützt in meinem Leben, und bei zahlreichen Auftritten wie bei „Yes we can dance“ sehen wir uns immer wieder.

Wie steht es mit den damaligen Jurymitgliedern?

Leute wie Dee! oder Alex Christensen sind großartige Menschen, vor denen ich enormen Respekt habe. Ich werde keine Einzelheiten nennen, aber Dee! hat mir menschlich ungeheuer viel geholfen, zumal er selbst eine schwierige Vergangenheit hatte und uns darüber erzählt hat. Er ist ein Typ, der sich hochgearbeitet hat. Und schau Dir Alex an, der nicht irgendein Produzent ist. Er ist ständig präsent, kommt immer wieder zurück mit einem neuen Hit oder neuem Projekt. Ihm geht es gar nicht einfach nur ums Geld und kurzfristigen Erfolg – davon haben wir ebenfalls viel gelernt.

Die meisten der Mitglieder heutiger gecasteter Bands haben keine Gesangsausbildung. Du dagegen hast eine, hilft Dir das?

Es ist richtig, dass viele keine Ausbildung haben, die man aber für diese Art von Casting aber auch nicht haben muss. Dennoch hat es mir insofern geholfen, dass ich ein bißchen vorbereitet war, auf das, was mit Bro’Sis kommen würde. Jeder von uns in der Band hatte schon Erfahrung. Die brauchst Du, wenn Du länger als einen Hit überstehen willst.

Ist das der Grund, warum viele Bands nicht lange durchhalten?

Ja. Was Du brauchst, ist Disziplin, Geduld, Talent alleine reicht nicht. Meine Gesangs- und Tanzausbildung hat mir nicht nur für meine Musicalauftritte, sondern auch für „Yes we can dance“ geholfen, ansonsten wäre ich untergegangen (lacht).

Du warst Juror für "The Village Boys". Ein Casting dieser Art hat es so noch nicht gegeben…

Du meinst für eine Schwulenband?

Genau. Wird die Band dauerhaft Erfolg haben?

Erfolg hat sie, aber dauerhaften ist genau der Punkt. Das Konzept war supertoll und ich habe es unterstützt. Auch die Bandmitglieder haben viel Talent und machen ihre Sache sehr gut. Trotzdem werden es die „Village Boys“ am Anfang schwer haben. Man sollte die Band nicht als Schwulenband verkaufen, sondern als ganz normale Boygroup, die erstmal seriös arbeiten und ihren Ruf erarbeiten soll. Nur so hat sie langfristig eine Chance. Welch Zufall, ich habe kurz vor unserem Interview mit Jimmy vom Management gesprochen. Eigentlich läuft es soweit richtig, man baut sich eine Fanbase auf, sorgt dafür, dass sich untereinander alle gut verstehen, die zweite Single kommt bald raus und eine Clubtour durch verschiedene Diskotheken ist geplant.

Erzähle uns ein wenig über Dich. Du wohnst in der Nähe von Bonn, warum dort?

Stimmt, in Siegburg, um genau zu sein. Das ist ganz einfach: ich liebe Nordrhein-Westfalen, ich fühle mich wohl dort. Davor habe ich in Essen gewohnt.

Aber geheiratet hast Du in Bremen...

... und gewohnt habe ich dort in Lilienthal. Das war während meiner Zeit am Musical in Bremen. Bremen ist auch schön, aber jetzt habe ich meine Wahlheimat gefunden.

Karneval – also genau Dein Ding?

Auf jeden Fall, die Rheinländer sind offen und herzlich, nicht so hochnäsig. Sorry, aber ich könnte nicht in München wohnen und feiern. Das Oktoberfest finde ich schrecklich, die Leute sind doch einfach nur alle besoffen und jeder versucht besser auszusehen als der andere. Beim Kölner Karneval kannst Du so sein wie Du willst und die Atmosphäre ist ganz anders.

Deutschland hat demnach einen großen Stellenwert für Dich. Dabei bist Du doch Engländer – wo siehst Du die Unterschiede zwischen England und Deutschland?

Die Deutschen sind nicht so hinterhältig. Sie sind direkt und das ist es, was ich schätze und verkörpere: ich bin ehrlich und sage jemandem direkt ins Gesicht, was ich denke, gut finde, schlecht finde. In Deutschland gibt es korrekte Regeln, z.B. bei den Steuern – wenn Du zahlen musst, dann musst Du zahlen (lacht)!

Die typischen deutschen Tugenden…

… finde ich gut! Ordnung, Disziplin, Sauberkeit... ganz wichtig, die Toiletten hier sind sauber, in England hast Du Glück, wenn die Klobrille noch da ist oder das Klo nicht vollgeschissen ist, entschuldige, wenn ich das so sage. Aber, zurück zur Frage, trotzdem nähern sich Deutsche und Engländer immer mehr an, der Humor ist zwar verschieden, aber eigentlich sind wir manchmal ähnlicher als wir denken.

Mit "The Inside Me" hast Du vor zwei Jahren Deine Biografie veröffentlicht, bist Du nicht noch zu jung dafür?

Das kann man so nicht sagen. Es gab damals viele Fans, die mit Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen zu kämpfen hatten und mich in gewisser Weise um Hilfe gebeten haben. Sie sind wie ich und ich hatte entschieden ein Buch zu schreiben über mein Leben, das nicht immer schön war. Ich wollte diesen Menschen Mut und Hoffnung geben. Wenn ich mal älter bin, will ich natürlich auch nachlesen, was ich als Zwanzigjähriger alles gemacht habe (lacht). Übrigens schreibe ich bereits an einem neuen Buch, diesmal ist es für Kinder, ein Buch über ein Gespenst, wird nächstes Jahr rauskommen.

Gar nicht so einfach für Kinder zu schreiben…

Ja, du trägst eine gewisse Verantwortung und es ist mehr Arbeit als ich dachte. Aber dafür habe ich Nadja, die Journalistin ist und mir sagen wird, was man schreiben darf oder besser nicht sollte. Ich kann ja nicht schreiben, dass der Boden blutüberströmt war usw.

Aber Grimm’s Märchen waren auch nicht gerade ohne…

Ich weiß, ich finde Grimm’s Märchen heute noch großartig. Aber auch sonst bin ich ein großer Horrorfilmfreak und habe eine große DVD-Sammlung zuhause!

Okay, ich versuche eine gute Überleitung von Horrorfilm zu Charity zu finden, aber das klappt nicht, deswegen direkter Themenwechsel: erzähle uns etwas über die wohltätigen Zwecke, für die Du Dich engagierst und was wir generell noch alles von Dir erwarten können.

Zwei Dinge liegen mir am Herzen: Kinder und Tiere. Ich habe selbst zwei Hunde und unterstütze ein Tierheim in Troisdorf, das ist in der Nähe von Bonn. Darüber hinaus supporte ich das Deutsche Herzzentrum in Berlin. Ich sehe das als Verantwortung und nutze meine Prominenz im positiven Sinne aus. Ich versteigere z.B. meine Outfits bei Ebay und spende das Geld dann für besagte Zwecke. Mit Giovanni habe ich schon einige dieser Aktionen gemacht. Wir geben den Menschen und Tieren etwas zurück, das sie so nicht haben können. Zum zweiten Teil Deiner Frage: Ihr werdet mich in zahlreichen Shows sehen, unter anderem „Medium“, „Kleiner Muck“, „Chartshow“, „Comeback Show“ und vielen anderen.

Wie wär’s mal mit Urlaub?

Stimmt, ist ganz wichtig. Im Dezember werde ich erstmal abschalten und einiges für die Pension in England tun, die ich zusammen mit meinem Mann betreibe. Das ist für mich Entspannung!

Zum Abschluss: wie denkst Du über Hannover und was wird passieren, wenn Du am 21.11. in der Kröpcke Passage buchstäblich der „Star“ unter den „Sternchen“ sein wirst?

Ich war öfters in Hannover, besonders damals, als ich noch in Bremen gewohnt habe. Mit Bro’Sis hatten wir hier auch Gigs, z.B. auf dem Maschseefest. In Hannover kann man wunderbar shoppen gehen und es gibt viele schöne Ecken, man muss sie nur suchen. Hannover ist in den letzten Jahren schöner geworden und wird auch noch einiges tun. Ansonsten: ich werde ganz viele Autogramme geben, tanzen und einfach nur die Bühne rocken!

Besten Dank für Deine Zeit.

Sehr nett, danke!

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